Cybersicherheit: So lassen sich die fünf NIST-Funktionen praktisch umsetzen

Autor: Redaktion

Cybersicherheit ist wichtig. Aber oft auch teuer und abstrakt. Aber wer schon mal nachts einen Alarm bekommen hat, weil jemand im Serverraum war, weiß – das Thema ist alles andere als theoretisch. Aber dafür gibt’s auch klare Strukturen. Und zwar von den Profis vom National Institute of Standards and Technology. Oder kurz: NIST. Die NIST & NIST2 Richtlinien liefern ein Framework, das IT-Sicherheit endlich greifbar macht. In fünf handfesten Kategorien zeigt das Modell, wie Organisationen sich vor digitalen Angriffen schützen können, und zwar systematisch.

Das NIST Cybersecurity Framework ist vom US-amerikanischen National Institute of Standards and Technology entwickelt worden und es bietet Unternehmen einen guten Ansatz für IT-Sicherheit. NIST2 ist die erweiterte EU-Richtlinie. Die überträgt diesen Ansatz auf europäische Unternehmen.

1. Identifizieren – Wer bin ich und wie verwundbar?

„Identifizieren“ heißt im NIST-Kontext: Was ist bei uns am wichtigsten? Was ist kritisch, was nur nice-to-have? Welche Systeme müssen laufen, damit der Laden auf keinen Fall stillsteht?

Ein konkretes Beispiel: Ein Mittelständler sieht, dass seine Produktionsdaten auf einem älteren Server liegen, ganz ohne Redundanz, ohne Notfallplan. Genau auf sowas bezieht sich die erste Funktion: Risiken erkennen, bevor’s Probleme gibt. So leicht es klingt, es wird leider oft übersehen.

2. Schützen – alles sinnvoll abgesichert

Jetzt muss also aufgerüstet werden, wo vorher die Probleme erkannt worden sind. Die zweite Funktion „Protect“ bedeutet aber auch nicht, alles hermetisch abzuriegeln, sondern: Schutzmechanismen dort einsetzen, wo sie Sinn ergeben. 

Konkret heißt das: Zugangskontrollen definieren, Datenverschlüsselung einsetzen, Mitarbeitende regelmäßig schulen und sicherstellen, dass jede*r nur auf das zugreifen kann, was für den Job wirklich nötig ist. Auch automatische Sicherheitsupdates, physische Zugangssperren oder die gute alte Backup-Routine gehören in diese Kategorie.

3. Erkennen – Wenn etwas bedrohlich scheint, muss man es auch merken

In der dritten Funktion des NIST-Frameworks geht es darum, Anomalien schnell zu registrieren – also: Hat sich jemand nachts eingeloggt, der sonst tagsüber arbeitet? Kommt plötzlich viel Traffic aus Asien?

Moderne Monitoring-Tools helfen dabei. Und KI-basierte Systeme erkennen sogar, wenn sich Verhalten verändert, das vorher unauffällig war. Klar: Ohne gute Datenbasis läuft da nichts. Aber wenn alles sauber aufgesetzt ist, weiß das System schneller als der Mensch, wenn etwas faul ist.

4. Reagieren – Jetzt zählt jede Minute

Im schlimmsten Fall (der leider die meisten Unternehmen irgendwann mal betrifft): ein Vorfall ist da. Die Funktion „Respond“ stellt sicher, dass kein Panikmodus ausbricht. Stattdessen: Wer macht was, wann und womit? Gute Pläne sorgen dafür, dass klar ist, welche Systeme runtergefahren werden, wer informiert wird und wie man kommuniziert.

Ein IT-Team simuliert z. B. alle sechs Monate einen Angriff. Wenn’s dann wirklich passiert, weiß jeder gleich, was zu tun ist. 

5. Wiederherstellen – So schnell wie möglich zurück zur Normalität

Der Vorfall ist vorbei, die Server waren down, das Backup läuft. Jetzt beginnt die fünfte Phase.  Also: Wie bringt man Systeme wieder online? Wie informiert man Kund*innen? Und wie lernt man aus dem Ganzen?

Gute IT-Abteilungen werten jeden Vorfall aus. Was war die Ursache? Wie war die Reaktion? Was verbessern wir? Wer gut wieder aufsteht, steht beim nächsten Mal stabiler da.

Das Fazit? Cybersicherheit ist ein Prozess

In der IT-Sicherheit gibt’s keine Universallösung. Jedes Unternehmen hat andere Risiken, andere Abläufe, andere Prioritäten. Genau deshalb ist das NIST Cybersecurity Framework so umfangreich, aber genial: Es liefert keine starren Vorgaben, sondern einen flexiblen Fahrplan. Wer weiß, welche Bereiche besonders sensibel sind, kann gezielt genau da ansetzen, statt überall gleichzeitig halbherzig zu schützen.

Besonders die beiden letzten NIST-Funktionen (Reagieren und Wiederherstellen) sind keine „nice-to-haves“, sondern das Rückgrat einer funktionierenden Sicherheitsstrategie. Wer weiß, was im Ernstfall zu tun ist, kann Schaden begrenzen.

Cybersicherheit heißt nicht „alles perfekt machen“. Es heißt: Priorisieren und vorausschauend denken.

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